Warum verläuft eine Volkskrankheit wie die Lungenentzündung häufig noch immer tödlich? Mit dieser Frage beschäftigen sich jetzt Expertinnen und Experten aus den medizinischen Grundlagenwissenschaften und allen klinischen Fächern auf einer internationalen Konferenz in Berlin. Aktuelle Erkenntnisse zum Krankheitsprozess und mögliche neue Therapieansätze stehen dabei im Mittelpunkt der Diskussionen. Die Konferenz wird vom Sonderforschungsbereich Transregio 84 (SFB-TR84), der an der Charité – Universitätsmedizin Berlin angesiedelt ist, gemeinsam mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina ausgerichtet.
In Deutschland erkranken jährlich etwa 740 000 Menschen an einer Lungenentzündung. Davon müssen 240 000 Fälle stationär behandelt werden, jeder zehnte Betroffene stirbt trotz adäquater Antibiotikatherapie. Somit gehört diese Erkrankung in ihren Ausmaßen zu den Volkskrankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Laut UNICEF sterben weltweit mehr Kinder unter fünf Jahren an einer Lungenentzündung als an Malaria, AIDS und Masern zusammen.
Seit Einführung der antibiotischen Therapie vor 70 Jahren ist die Sterblichkeit bei einer schweren Lungenentzündung unverändert geblieben. Selbst der durch Antibiotika erreichte Therapiestandard ist zunehmend bedroht durch die Resistenzentwicklung von Erregern sowie durch die weltweit stagnierende Antibiotika-Entwicklung.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren vor dem Hintergrund dieses therapeutischen Stillstandes unter anderem die Rolle des angeborenen Immunsystems der Lunge mit dem Ziel, Alternativen zur antibiotikabasierten Therapie zu entwickeln. „Nur wenn ausgewiesene Experten disziplinübergreifend zusammenarbeiten, lassen sich die komplexen Hintergründe der Krankheit erfassen und neue Therapien entwickeln“, führt Prof. Norbert Suttorp, Sprecher des Sonderforschungsbereichs und Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie an der Charité, aus.
Weitere inhaltliche Schwerpunkte der Konferenz bilden die Erforschung bestimmter Eiweißstoffe, sogenannter antimikrobieller Peptide, die vom Lungengewebe gebildet werden und wie körpereigene Antibiotika wirken. Außerdem wird es um die Frage gehen, woher Immunzellen wissen, ob Bakterien lebendig oder tot sind und dementsprechend ihre Abwehr regulieren. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit unseren Ansätzen neue Erkenntnisse sammeln werden, die den Patientinnen und Patienten zugutekommen werden“, betont Prof. Suttorp.
Der Kongress findet vom 19. bis zum 21. September in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin statt.
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Nähere Informationen zu dem Kongress finden Sie hier
Kontakt
Prof. Norbert Suttorp
Medizinische Klinik m. S. Infektiologie und Pneumologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t. +49 450 553 052
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