Neubau zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind
![Spatenstich Childhood-Haus [2] © Charité | Sebastian R. Tromm Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden, Astrid Lurati (Vorstand Finanzen und Infrastruktur der Charité), Prof. Heyo K. Kroemer (Vorstandsvorsitzender der Charité), Prof. Sibylle M. Winter (Stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters sowie Leiterin des Childhood-Hauses Berlin), Dr. Felor Badenberg (Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz), Katharina Günther-Wünsch (Senatorin für Bildung, Jugend und Familie), Franziska Becker (Staatssekretärin für Sport in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport), Pia Maier Schriever (Architektin, Rustler Schriever Architekten) und Matthias Schmitt (Geschäftsbereich Bau der Charité) (v. l.) © Charité | Sebastian R. Tromm](/fileadmin/_processed_/9/a/csm_Childhood-Haus_2_Charite_SebastianTromm_1deb790938.jpg)

Königin Silvia von Schweden war eigens an die Charité – Universitätsmedizin Berlin gekommen, um bei diesem Moment dabei zu sein: dem Spatenstich für das neue Childhood-Haus Berlin am Campus Virchow-Klinikum, einer ambulanten Anlaufstelle für junge Betroffene von sexualisierter Gewalt. Ärzt:innen, Psycholog:innen, Sozialpädagog:innen, Jugendamt, Justiz und Polizei arbeiten hier Hand in Hand. Das neue Haus soll noch bessere Möglichkeiten für eine koordinierte und kinderfreundliche Versorgung der Kinder und Jugendlichen bieten. Ihre Majestät Königin Silvia ist Gründerin der Stiftung, die das Konzept der Childhood-Häuser weltweit maßgeblich befähigt.
In Deutschland gibt es laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa eine Million Kinder, die sexualisierte Gewalt erlebt haben oder erleben – meist im Verborgenen. Fällt die Tat auf, kommen durch das juristische Verfahren zusätzliche Belastungen auf das Kind zu: Es wird medizinisch untersucht und häufig mehrfach befragt, wodurch das Trauma verstärkt werden kann. Um die seelische Belastung möglichst gering zu halten, gibt es an der Kinderklinik der Charité seit 2020 ein Childhood-Haus für die Kinder und Jugendlichen in Berlin, bei denen die Tat zur Anzeige gebracht wurde.
Die ambulante Einrichtung vereint alle notwendigen Professionen aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Sozialpädagogik, Jugendamt, Polizei und Justiz unter einem Dach. Künftig wird die Einrichtung – ihrem Namen entsprechend – ein eigenes, größeres Gebäude bekommen. Der Bau dafür hat mit dem ersten feierlichen Spatenstich in Anwesenheit der schwedischen Königin am 19. September begonnen.
Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden: „Der heutige Spatenstich markiert einen wichtigen Meilenstein: Wir erweitern gemeinsam das Childhood-Haus Berlin für die Verwirklichung der Kinderrechte und um all diejenigen Kinder zu schützen und zu unterstützen, die Gewalt und sexuellen Missbrauch erleben müssen! Kinderschutz ist eine Aufgabe, die wir nur gemeinsam bewältigen können – es geht nur, wenn wir alle gemeinsam Verantwortung übernehmen.“
Koordiniertes Vorgehen soll Justizverfahren für Kinder erleichtern
Das Konzept des Childhood-Hauses basiert auf der Idee, dass das Wohl des Kindes auch bei juristischen Verfahren im Vordergrund stehen soll. Deshalb sollen alle Professionen zum Kind kommen – und nicht umgekehrt. Das Kind wird vor Ort medizinisch und psychosozial versorgt, Spuren können gerichtsfest gesichert werden. Bei Bedarf können die Mitarbeitenden den Kontakt zum Jugendamt oder der Traumaambulanz der Charité herstellen.
Wird das Kind von der Polizei, einer Richterin oder einem Richter befragt, kann das ebenfalls im Childhood-Haus stattfinden. Das Gespräch wird per Video aufgezeichnet und kann in einem Nebenraum von der Polizei, von der oder dem Beschuldigten oder von Anwält:innen verfolgt werden. Bei der Hauptverhandlung vor Gericht kann die Aufzeichnung dann verwendet werden – das Kind muss also nicht noch einmal vor Gericht aussagen. Damit wird das betroffene Kind entlastet und das Verfahren beschleunigt.
Neubau ist auf Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten
Dass hier das Kindeswohl im Mittelpunkt steht, spiegelt sich auch im Konzept des zweigeschossigen Baus wider. Die gesamte Architektur ist aus der Perspektive der Betroffenen geplant. Innen sind helle Räume und eine kinderfreundliche Einrichtung vorgesehen. Das Childhood-Haus Berlin soll ein Ort sein, an dem sich Kinder nach Gewalterfahrung sicher und aufgehoben fühlen.
Starke Kooperationspartner ziehen an einem Strang
Der Betrieb des Childhood-Hauses Berlin kann vor allem durch die starken Kooperationspartner der Charité in dieser Form umgesetzt werden: Die Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz und die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie fördern das Projekt seit 2023 und finanzieren das Personal. Für die Realisierung des Projektes wurde zudem mit der Senatsverwaltung für Inneres und Sport zusammengearbeitet.
Bis 2022 stellte die World Childhood Foundation, der Freundeskreis der Charité e.V. und die MASCHESKI FOUNDATION die Anschubfinanzierung und die Mittel für das Projektmanagement bereit. Die MASCHESKI FOUNDATION unterstützt auch weiterhin die Projektumsetzung. Der Neubau wird überwiegend durch Spenden ermöglicht. Spender sind unter anderem die LOTTO-Stiftung Berlin, BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“, die Buchwald Stiftung, die IKEA Stiftung und viele weitere.
Dr. Felor Badenberg, Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz: „Kinder sind unsere Zukunft, unser ganzes Glück. Ihr Schutz liegt mir besonders am Herzen. Werden ausgerechnet die Schwächsten unserer Gesellschaft Opfer sexueller Gewalt, ist das eine Tragödie. Justizverfahren sind notwendig, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen, können aber insbesondere für die Kleinsten eine enorme zusätzliche Belastung sein. Im Childhood-Haus wird darauf besondere Rücksicht genommen: Das Wohl des Kindes steht im Mittelpunkt. Ich freue mich deshalb sehr, dass es diese wichtige Einrichtung in Berlin gibt und sie ein größeres Gebäude erhält.“
Katharina Günther-Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie: „Im Rahmen des Netzwerks Kinderschutz bietet das Childhood-Haus Berlin seit 2020 eine umfassende Unterstützung für Kinder und Jugendliche, die Opfer sexualisierter Gewalt wurden, vereint an einem Ort. Mit dem Neubau und der Erweiterung können noch mehr Betroffene von der kindgerechten Vorgehensweise profitieren, bei der Institutionen wie Polizei und Jugendamt zu den Kindern kommen und nicht umgekehrt. Als Senatorin für Bildung, Jugend und Familie bin ich davon überzeugt, dass wir mit dieser Initiative eine wegweisende Richtung im Kinderschutz einschlagen.“
Franziska Becker, Staatssekretärin für Sport in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport: „Der heutige Spatenstich für das Childhood-Haus markiert einen bedeutenden Schritt für den Schutz unserer Kinder in Berlin. Das Childhood-Haus bietet einen geschützten Raum für Kinder, die Opfer von sexualisierter Gewalt geworden sind, und ermöglicht gleichzeitig, die notwendigen polizeilichen Ermittlungen durchzuführen. Wir sind stolz darauf, dass die Polizei Berlin mit Ihrem Dezernat 13 des Landeskriminalamts Berlin in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich mit dem Childhood-Haus zusammengearbeitet hat. Der Schutz von Kindern hat für uns oberste Priorität.“
Astrid Lurati, Vorstand Finanzen und Infrastruktur der Charité: „Das Childhood-Haus ist ein elementarer Bestandteil des Kinderschutz-Angebotes der Charité. Es ist von größter Bedeutung, dass den zahlreichen Kindern, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind, ein Verfahren angeboten wird, das den Bedürfnissen der Betroffenen gerecht wird. Mit dem Neubau schaffen wir einen Ort, der neue Maßstäbe in der Betreuung und Unterstützung setzt, kindgerecht gestaltet ist und eine angstfreie Umgebung bietet. Mein besonderer Dank gilt allen Projektpartnern sowie den großzügigen Spenderinnen und Spendern, die seit 2020 die wertvolle Arbeit des Childhood-Hauses an der Charité ermöglichen.“
Prof. Sibylle M. Winter, Stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters; Professorin für Traumafolgen und Kinderschutz und Leiterin der gleichnamigen Abteilung der Charité: „Das Besondere am Neubau des Childhood-Hauses Berlin ist die funktionale Grundrissplanung: Das heißt, der Grundriss wurde so gestaltet, dass er optimal an die Bedürfnisse der Kinder und der jeweiligen Funktionen der verschiedenen Professionen angepasst ist. So wurde die Anordnung der Räume durch die spezifischen Abläufe, wie sie im Haus vorgesehen sind, bestimmt. Dies unterstützt die beiden zentralen Anliegen des Konzeptes. Erstens: Das Kindeswohl steht an vorderster Stelle. Das bedeutet: Jeder ist in diesem Haus aus einem Grund – wegen des Kindes. Zweitens: Die sektorenübergreifende Kooperation trägt wesentlich zur optimalen Unterstützung von Kindern nach sexualisierter Gewalterfahrung bei.“
Über den Kinderschutz an der Charité
An der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Charité gibt es eine eigene Abteilung Traumafolgen und Kinderschutz. Dazu gehört die Kinderschutzambulanz, das Childhood-Haus Berlin, die Traumaambulanz und die Kinderschutzgruppe. Sie alle dienen dazu, Gewalt an Kindern und Vernachlässigung möglichst frühzeitig zu erkennen oder vorzubeugen. Nur dann ist Unterstützung möglich – für das Kind, aber auch für die Bezugspersonen. Auch Folgeschäden über die gesamte Lebensspanne lassen sich durch ein frühes Eingreifen verhindern.
Über die World Childhood Foundation
Die World Childhood Foundation wurde 1999 von I.M. Königin Silvia von Schweden gegründet mit dem Ziel, das Recht der Kinder auf eine sichere und liebevolle Kindheit zu schützen und die Lebensbedingungen derjenigen Kinder zu verbessern, die sexuellem Missbrauch und Gewalt ausgesetzt sind. Seit nun genau 25 Jahren setzt sich die gemeinnützige Organisation mit Hilfe von Spendengeldern für einen systemischen Wandel im Kinderschutz ein.
Downloads
Spatenstich Childhood-Haus [1] © Charité | Sebastian R. Tromm1.53 MB
Feierlicher Spatenstich für das neue Childhood-Haus Berlin an der Charité. Von links: Julia Woeste (stellvertretende Vorstandsvorsitzende der World Childhood Foundation), Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden, Astrid Lurati (Vorstand Finanzen und Infrastruktur der Charité), Prof. Heyo K. Kroemer (Vorstandsvorsitzender der Charité) © Charité | Sebastian R. Tromm
Spatenstich Childhood-Haus [2] © Charité | Sebastian R. Tromm1.23 MB
Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden, Astrid Lurati (Vorstand Finanzen und Infrastruktur der Charité), Prof. Heyo K. Kroemer (Vorstandsvorsitzender der Charité), Prof. Sibylle M. Winter (Stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters sowie Leiterin des Childhood-Hauses Berlin), Dr. Felor Badenberg (Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz), Katharina Günther-Wünsch (Senatorin für Bildung, Jugend und Familie), Franziska Becker (Staatssekretärin für Sport in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport), Pia Maier Schriever (Architektin, Rustler Schriever Architekten) und Matthias Schmitt (Geschäftsbereich Bau der Charité) (v. l.) © Charité | Sebastian R. Tromm
Links
- Überblick „Kinderschutz an der Charité“
- Infos zum Konzept der Häuser auf der Website der World Childhood Foundation
- Pressemitteilung von der Eröffnung 2020
Kontakt
Markus Heggen
Pressesprecher
Charité – Universitätsmedizin Berlin
T: +49 30 450 570 400
Judith Bader
Geschäftsführung (Schwerpunkt Kommunikation und Fundraising)
World Childhood Foundation Deutschland
T: +49 179 4729 732
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