


An der Charité – Universitätsmedizin Berlin ist jetzt das Denkmal für Ernst von Leyden (1832-1910) feierlich wieder aufgestellt worden. Der Internist war von 1885 bis 1907 Direktor der I. Medizinischen Klinik der Charité. Als Hochschullehrer, Forscher, Kliniker und Wissenschaftsorganisator verschaffte er sich einen internationalen Namen und galt seinerzeit als führend auf dem Gebiet der Inneren Medizin in Deutschland. Das Denkmal von 1913 war am Ende des Zweiten Weltkriegs beschädigt worden. Anfang der 1990er-Jahre wurde es aufgrund von Baumaßnahmen eingelagert.
„Ernst von Leyden war eine herausragende Persönlichkeit seiner Zeit, die wesentlich zum weltweiten Ansehen der Charité am Ende des 19. Jahrhunderts beigetragen hat. Als Arzt behandelte er bekannte Persönlichkeiten wie Otto von Bismarck und den russischen Zaren ebenso wie mittellose Kranke. Für die Charité ist er als Promotor der Heilstättenbewegung für Tuberkulose-Kranke und als Begründer eines der ersten deutschen Krebsforschungsinstitute ein bleibendes Vorbild“, betonte Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Charité, anlässlich der feierlichen Wiederaufstellung des Denkmals.
Ernst von Leyden wurde 1832 in Danzig geboren und studierte Medizin an der Pépinière, der Berliner Medizinisch-Chirurgischen Akademie des Militärs. Nach Promotion und Militärdienst war er ab 1862 Assistenzarzt an der Propädeutischen Klinik der Charité, 1863 folgte die Habilitation für Innere Medizin. Nach Stationen in Königsberg und Straßburg war von Leyden ab 1876 Leiter der Propädeutischen Klinik der Charité und Professor der Berliner Universität. Mit 53 Jahren wurde er Direktor der I. Medizinischen Klinik, die er 22 Jahre leitete. Zudem legte von Leyden ab 1903 den Grundstein für die systematische Krebsforschung an der Charité. Darüber hinaus gilt der Internist als Initiator und Gründer der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (1882), als Begründer des Zentralkomitees für Krebsforschung (1900), der heutigen Deutschen Krebsgesellschaft sowie einer Internationalen Vereinigung für Krebsforschung (1908).
Nach dem Ersten Weltkrieg geriet der einst gefeierte Pionier der Krebsforschung aufgrund der politischen Situation in Vergessenheit. Die Mitglieder des Komitees, die 1913 die Einladung zur Errichtung des Denkmals für Ernst von Leyden unterzeichnet hatten, wurden während der Naziherrschaft nach 1933 ausgegrenzt und vertrieben: Alfred Goldscheider, Georg Klemperer und Paul Lazarus. Sie gehören zu den Persönlichkeiten, denen mit dem Erinnerungsweg REMEMBER im Rahmen des Projektes GeDenkOrt.Charité, ein Denkmal gesetzt worden ist.
Ernst-von-Leyden-Denkmal
Im Juni 1913 wurde für Ernst von Leyden feierlich ein Denkmal vor der I. Medizinischen Klinik enthüllt. Mit der Ausführung war der Berliner Bildhauer Eugen Boermel beauftragt worden. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Porträt beschädigt. In den 1990er-Jahren ist das Denkmal im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen an der Charité eingelagert worden. Auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) und der Charité, mit Unterstützung der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und dem Verein der Freunde und Förderer der Berliner Charité konnte das Denkmal jetzt restauriert werden. Beauftragt waren die Restaurierungswerkstätten Haber & Brandner sowie Stefan Grell. Der „Kopfschuss“, den das Porträt von Leydens Ende des Zweiten Weltkriegs erhalten hatte, ist nach der Restaurierung bewusst sichtbar geblieben.
Porträt-Denkmäler am Campus Charité Mitte
In den Gärten und Außenanlagen der Charité standen schon seit den 1880er-Jahren Porträtbüsten von Medizinern und Politikern. Diese sollten Persönlichkeiten ehren, deren Leistungen zu ihrer Zeit für die Charité von Bedeutung waren. Insgesamt 20 Denkmäler sind im Laufe von über hundert Jahren aufgestellt worden – ein Teil der Kunstwerke existiert nicht mehr. Vier dieser verlorenen Denkmäler wurden im Sommer 1940 bei einer antisemitischen Säuberungskampagne in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgebaut und sind später vernichtet worden. Es handelt sich um Denkmäler jüdischer Ärzte und Wissenschaftler, darunter das für Ludwig Traube, den Lehrer Ernst von Leydens, das seinen Platz vor der II. Medizinischen Klinik hatte. Andere Denkmäler wurden beschädigt und sind sukzessive restauriert worden. Mit dem Ernst-von-Leyden-Denkmal konnte eines der letzten eingelagerten historischen Denkmäler am Campus Charité Mitte wiederaufgestellt werden. Zum denkmalgeschützten Gebäudeensemble gehören heute ebenso die Denkmäler für Friedrich Althoff, Wilhelm Griesinger, Adolf von Bardeleben und Franz König, Otto Heubner, Friedrich Kraus, Rudolf Virchow und Paul Langerhans sowie die Skulptur von Rahel Hirsch, die 1995 entstanden ist.
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Das restaurierte Ernst-von-Leyden-Denkmal. Copyright: Gudath/Charité.4,40 MB
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Prof. Hallek (DGHO), Dr. Bruns (Dt. Krebsgesellschaft), Prof. Einhäupl (Charité), Prof. Fölsch (DGIM), Prof. Voswinckel (DGHO), Prof. Frömmel (Verein der Freunde u. Förderer der Charité) vor dem Ernst-von-Leden-Denkmal (v.l.n.r.). Foto: Gudath | Charité
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Prof. Hallek (DGHO), Dr. Bruns (DKG), Prof. Einhäupl (ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Charité) und Prof. Veit-Wild (Urenkelin von Ernst von Leyden). Foto: DGHO
Links
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Kontakt
Manuela Zingl
Unternehmenssprecherin
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 570 400
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