Osteoporose: Bewegung und frühe Diagnose senkt Risiko für Knochenbrüche
07.01.2025
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Was eine Abnahme der Knochendichte bedeutet und wie sie behandelt wird
Osteoporose ist eine weit verbreitete, aber oft unbemerkte Erkrankung, bei der die Knochendichte abnimmt. Dadurch steigt das Risiko für Knochenbrüche. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können das Risiko von Brüchen senken und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. An der Charité – Universitätsmedizin Berlin arbeiten hierfür verschiedene Fachgebiete zusammen. Dr. Gabriele Armbrecht, Leiterin des Zentrums für Muskel- und Knochenforschung an der Charité, beantwortet Fragen zur Entstehung, Diagnose und Therapie der Erkrankung.
Was ist Osteoporose?
Osteoporose ist eine Skeletterkrankung, die den ganzen Körper betrifft. Wichtigstes Kennzeichen ist eine signifikante Abnahme der Knochendichte und eine Veränderung der Knochenstruktur. Dies führt zu einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche (Frakturen). Die Frakturen aufgrund von Osteoporose können mitunter bleibende Einschränkungen verursachen und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Osteoporose ist eine weit verbreitete Volkskrankheit. Schätzungen zufolge sind in Deutschland etwa sechs bis acht Millionen Menschen betroffen.
Wie entsteht Osteoporose?
Es gibt verschiedene Ursachen für die Entwicklung einer Osteoporose. Ein wichtiger Faktor ist Bewegungsmangel. Dadurch nimmt die Muskelkraft und damit auch die Knochenfestigkeit ab. Weitere Ursachen sind die unzureichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D, chronisch entzündliche Erkrankungen, verminderte Östrogen- und Testosteronspiegel oder genetische Ursachen. Auch verschiedene Medikamente, insbesondere Glucocorticoid-Tabletten, Protonenpumpenhemmer und Aromatasehemmer begünstigen die Entstehung einer Osteoporose.
Kann ich einer Osteoporose vorbeugen?
Die Vorbeugung von Osteoporose beginnt bereits in der Jugend: Ziel ist es, eine möglichst hohe Knochendichte („peak bone mass“) im Alter von ca. 30 Jahren zu erreichen. Ein Training zum Aufbau und Erhalt der maximalen Muskelkraft kombiniert mit Koordinations- und Gleichgewichtsübungen hilft in jedem Alter, die Knochendichte zu erhalten und Stürze zu vermeiden.
Aber auch eine ausgewogene Ernährung, die reich an Kalzium und Vitamin D ist, ist wichtig. Kalzium ist zum Beispiel in grünem Gemüse, Milchprodukten und bestimmten Sorten Mineralwasser enthalten.
Wie wird eine Osteoporose diagnostiziert?
Da Osteoporose zunächst still – also symptomlos – verläuft, ist es wichtig, die Menschen zu identifizieren, die ein hohes Osteoporose-Risiko haben. Wenn die Erkrankung früh erkannt wird, kann man rechtzeitig einschreiten, bevor es zu Knochenbrüchen kommt. Deshalb empfiehlt der Dachverband Osteologie (DVO) in seiner neusten Leitlinie, bei Männern ab 50 Jahren und Frauen nach der Menopause Risikofaktoren systematisch zu erfassen.
Hierzu gehören insbesondere bisherige Wirbelkörper- und Hüftgelenkfrakturen, die Einnahme von Glucocorticoiden in Form von Tabletten, Knochenbrüche nach dem 50. Lebensjahr, Diabetes mellitus, chronische Herz- und Niereninsuffizienz sowie mit einem erhöhten Sturzrisiko einhergehende Erkrankungen und Medikamente, die Osteoporose begünstigen. Auch bei Patient:innen, die jünger sind als 50 Jahre sind, wird eine Diagnostik bei bestimmten Vorerkrankungen empfohlen.
Wenn ein oder mehrere Risikofaktoren gegeben sind, wird eine Messung der Knochendichte durchgeführt. Die Kosten hierfür werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Ist die Knochendichte tatsächlich vermindert, sollte eine Blutanalyse andere Ursachen ausschließen. Außerdem sollte mit bildgebenden Verfahren geklärt werden, ob es bei der Brust- und Lendenwirbelsäule bereits unbemerkt zu Wirbelkörperbrüchen gekommen ist.
Welche Möglichkeiten der Therapie gibt es?
Es gibt Medikamente, mit denen sich die weitere Knochendichteabnahme vermeiden und das Frakturrisiko senken lässt. Ob eine medikamentöse Therapie sinnvoll ist, ergibt sich aus der Kombination der Ergebnisse der Knochendichtemessung mit dem Vorliegen von Risikofaktoren und dem Alter des Patienten oder der Patientin. Je nach Risikokonstellation kann eine Therapie zum Beispiel mit Bisphosphonaten oder Denosumab in Frage kommen. Ist das Frakturrisiko deutlich erhöht, kann eine Therapie mit einem speziellen Wirkstoff zum Aufbau von Knochensubstanz (osteoanabole Therapie) erwogen werden.
Optimal ist eine personalisierte Behandlung, die auf den individuellen Bedürfnissen und Risikofaktoren basiert. Um eine auf die verschiedenen Grunderkrankungen zugeschnittene Betreuung der Patient:innen zu gewährleisten, gibt es an der Charité ein interdisziplinäres osteologisches Zentrum, in dem verschiedene Fachgebiete zusammenarbeiten. Ziel des Zentrums ist es, für die oft komplexen Erkrankungen der Knochen und des Skelettsystems das gesamte Spektrum der Diagnostik und Therapie abzudecken.
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