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Das Bild zeigt Soulafa Mamlouk in einem weißen Kittel in ihrem Labor

#WomenInScience: Interview mit Soulafa Mamlouk

13.03.2022

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„Ich bin stolz darauf, an einer der renommiertesten Universitätskliniken Europas zu arbeiten.“

Das Bild zeigt Soulafa Mamlouk, die durch ein Mikroskop schaut
Soulafa Mamlouk, © Charité | René Krempin
Das Bild zeigt Soulafa Mamlouk in einem weißen Kittel im Labor, den Blick auf ihre Arbeit gerichtet
Soulafa Mamlouk, © Charité | René Krempin

Erzählen Sie uns etwas in fünf Sätzen über sich, das Sie fachlich als auch menschlich beschreibt.

Ich bin Molekularbiologin am Institut für Pathologie am Charité Campus Mitte und beschäftige mich mit der Krebsevolution, insbesondere bei Darmkrebs. Meine Ausbildung hat mich von Syrien über Jordanien und Bonn nach Dresden geführt. Nach meiner Promotion in Dresden zog ich nach Berlin, um an der Charité als Postdoktorandin zu arbeiten. Ich habe Freude daran, mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Bereichen an Projekten zusammenzuarbeiten und von ihnen neue Konzepte zu lernen. Ich bin stolz darauf, an einer der renommiertesten Universitätskliniken Europas zu arbeiten, und ich liebe es, im bunten Berlin zu leben.

Seit wann sind Sie an der Charité und was ist Ihr Arbeits- oder Studienschwerpunkt?

Ich habe 2013 an der Charité im Rahmen des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) angefangen. Zunächst habe ich mich mit Genetik und Heterogenität der DNA bei Darmkrebs beschäftigt. Danach habe ich mich mit Hilfe eines Stipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) auf die evolutionären Aspekte von Krebs konzentriert und darauf, wie Konzepte aus der Evolutionsbiologie auf die Krebsbehandlung angewendet werden können.  

Können Sie etwas genauer auf Ihr Forschungsgebiet eingehen?

Trotz der fortlaufend innovativen Behandlungsprotokolle für die Krebsbehandlung kommen Patientinnen und Patienten mit behandlungsresistenten Tumoren in die Klinik zurück. Die Resistenz gegen eine Behandlung ist ein evolutionärer Mechanismus, der mit Hilfe der Molekulargenetik untersucht werden kann. Meine Forschung konzentriert sich auf die Nutzung evolutionärer Konzepte, um zu erfahren, wie Resistenzen entstehen, und um Ideen für neue Behandlungsstrategien vorzuschlagen.

Warum haben Sie sich für die Charité entschieden?

Ich wollte unbedingt Krebsforschung in einem klinischen Umfeld betreiben, weil die direkte Arbeit mit Onkologinnen und Onkologen und Patientendaten mir die Möglichkeit bietet, im Bereich der translationalen Medizin etwas zu bewirken, das nützlich für die individuellen Patientinnen und Patienten sein könnte.

Was hat den Ausschlag gegeben, sich für eine Karriere in der Medizin zu entscheiden?

Als Kinder haben meine Schwester und ich zusammen mit meinem Vater, der Pflanzenpathologe ist, in unserem Garten Experimente zum Pflanzenwachstum durchgeführt. Das hat meinen Entschluss, Genetik und Biologie zu studieren, entschieden beeinflusst. Während meines Bachelorstudiums an der Jordan University of Science and Technology belegte ich Vorlesungen in Molekularmedizin und Genetik bei einem inspirierenden Lehrer.

Gab es besondere Herausforderungen oder Hürden in Ihrer bisherigen Karriere?

Herausforderungen sind in der wissenschaftlichen Forschung inhärent, oft scheitern Experimente zunächst, und große Ideen werden wiederholt widerlegt, bevor Entdeckungen gemacht werden. Besondere Hürden waren für mich die kurzfristigen Verträge, die begrenzte Finanzierung und die komplexe Organisationsstruktur großer Institute.

Haben Sie im Laufe Ihrer Karriere Hilfe von Mentor:innen oder Förderprogrammen erhalten?

Ohne meine Mentorinnen und Mentoren hätte ich meinen bisherigen Weg in der Wissenschaft nicht gehen können. Unter den verschiedenen Förderprogrammen, an denen ich teilgenommen habe, war für mich besonders das exzellente Helmholtz-Mentoring-Programm "In Führung gehen" hilfreich. Außerdem profitiere ich immer wieder von Workshops und Kursen, die das Berlin Institute of Health (BIH) anbietet.

Was raten Sie Frauen, die eine Karriere in der Medizin anstreben?

Ich empfehle ihnen dringend, sich gute Mentorinnen und Mentoren zu suchen und ein starkes Netzwerk von gleichgesinnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aufzubauen, um Erfahrungen und Herausforderungen zu teilen. Mit einem starken Netzwerk können Sie Selbstzweifel überwinden und Herausforderungen in die richtige Perspektive rücken. Seien Sie skeptisch gegenüber Ratschlägen, die Sie dazu drängen, Ihre Persönlichkeit, auch als Frau, zu ändern, um in der Wissenschaft erfolgreich zu sein.


Was muss sich ändern, damit mehr Frauen in Führungspositionen vertreten sind?

Die persönliche Betreuung von Frauen, die für Führungspositionen geeignet sind, sollte früher beginnen als erst in der Postdoc-Phase – selbst, wenn die Abbruchquote hoch ist. Es sollte möglich sein, die Finanzierung von Projekten mit Frauen, die sich gerade in Elternzeit befinden, auch über die ursprüngliche Frist hinaus verlängern zu können.

Wo sehen Sie sich in der beruflichen Zukunft?

Ich stelle mir vor, dass ich die Leiterin eines interdisziplinären Teams sein könnte, in dem junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt neue Konzepte für die Krebsbehandlung in der Klinik entwickeln.