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Forschende berichten: Neue Erkenntnisse zur COVID-19-Impfung bei Multipler Sklerose

30.03.2023

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Menschen mit MS profitieren von Boosterimpfung

Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben neue Erkenntnisse zur Wirkung von COVID-19-Impfungen bei Menschen mit Multipler Sklerose unter Anti-CD20-Behandlung gewonnen. Hier beantworten sie Fragen zu ihren Forschungsergebnissen.

Welche wissenschaftliche Fragestellung liegt Ihrer Studie zugrunde?

Drei Fläschchen eines COVID-19-Impfstoffs stehen auf einem Tischkalender auf unterschiedliche Tage verteilt.
Der Studie zufolge produzieren MS-Betroffene, die mit einer Anti-CD20-Therapie behandelt werden, durch die dritte und vierte COVID-19-Impfung qualitativ bessere Antikörper gegen das Virus © Charité | Victor Corman

Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Die entzündliche Aktivität bei der MS kann mit einer Anti-CD20-Therapie oft gut unterdrückt werden – einer Behandlung, die die Zahl der B-Zellen des Immunsystems reduziert. Da B-Zellen aber auch für die Bildung von Antikörpern gegen neue Erreger verantwortlich sind, produzieren Menschen unter Anti-CD20-Therapie sowohl bei Infektionen als auch bei Impfungen deutlich weniger Antikörper als Gesunde. Das ist auch nach einer zweimaligen COVID-19-Impfung der Fall. Wir haben jetzt untersucht, ob weitere Impfungen für diese Personen Vorteile bringen.

Wie sind Sie vorgegangen?

Um zu bestimmen, wie das Immunsystem von MS-Betroffenen auf die dritte und vierte COVID-19-Impfung reagiert, haben wir ihr Blut auf Anwesenheit und Menge von Antikörpern gegen das Spike-Oberflächenprotein von SARS-CoV-2 untersucht und zusätzlich deren Bindungsstärke erfasst. Auch die Fähigkeit der Antikörper, Omikron-Varianten zu neutralisieren, haben wir mit infektiösem Virus in einem Sicherheitslabor der Stufe 3 untersucht. Wir haben außerdem überprüft, ob die Impfung die T-Zellen des Immunsystems stimuliert.

Was haben Sie herausgefunden?

Auch nach drei oder vier COVID-19-Impfungen bilden Menschen mit MS, die mit Anti-CD20-Therapien behandelt werden, weniger Antikörper gegen SARS-CoV-2 als gesunde Impflinge. Dennoch entwickelte jeder fünfte Betroffene, der nach zwei Impfungen keine Antikörper im Blut hatte, diese doch noch nach einer dritten Impfung. Interessanterweise verbesserte sich auch die Funktionalität der vorhandenen SARS-CoV-2-Antikörper nach einer dritten oder vierten Impfung – die Antikörper banden stärker an das Virus und neutralisierten neuere SARS-CoV-2-Varianten besser. Und: Die Impfungen stimulierten die T-Zellen sehr gut.

Welches Fazit können Sie ziehen?

Unsere Studie zeigt, dass anti-CD20-behandelte MS-Patient:innen von Boosterimpfungen profitieren, besonders auch im Hinblick auf neue Virusvarianten. Die Ergebnisse unterstützen damit die Leitlinien-Empfehlungen für zusätzliche Auffrischungsimpfungen bei dieser Personengruppe. Die COVID-19-Impfung ist sowohl bei Immungesunden als auch bei Menschen mit MS eine gute Möglichkeit, das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe zu reduzieren.

Quelle

Otto C et al. Humoral immune responses remain quantitatively impaired but improve qualitatively in anti-CD20-treated patients with multiple sclerosis after three or four COVID-19 vaccinations. Mult Scler 2023 Mar 28. doi: 10.1177/13524585231161253