
Woher wir kommen
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Woher wir kommen: Historische Perspektive von Infektion und Immunologie an der Charité

Im ausgehenden 19. Jahrhundert ist das Fundament für die immunologische Infektionsforschung geschaffen worden. Neben Paris, wo der französische Mikrobiologe Louis Pasteur forschte, galt Berlin mit dem größten Krankenhaus Berlins, der Charité, als wissenschaftliches Zentrum. Hier entdeckte Robert Koch den Erreger der Tuberkulose, hielt den berühmten Vortrag über die "Ätiologie der Tuberkulose" und schuf durch seine Arbeiten an Krankheitskeimen die Grundlagen der Bakteriologie. Ihm gelang es, durch gezielte Maßnahmen Typhus- und Cholera-Ausbrüche einzudämmen.
Auch Paul Ehrlich und Emil von Behring waren Wegbereiter der modernen Immunologie und an der Charité tätig. Er entwickelte verschiedene Färbemethoden für Zellen, beschrieb daraufhin die Differenzierung von Leukozyten und begründete im Zuge der Herstellung eines Heilserums gegen Diphtherie die Standardisierung der Wertbestimmung von Sera. Er gilt auch als Begründer der Tumorimmunologie. Emil von Behring, ein Schüler Robert Kochs, entwickelte die Serumtherapie, denn ihm gelang es, aus Blutserum ein Heilmittel gegen Diphtherie – zusammen mit Paul Ehrlich – und gegen Tetanus zu entwickeln. Diese drei herausragenden Wissenschaftler erhielten unabhängig voneinander den Nobelpreis für Medizin. Am Anfang des 20. Jahrhunderts erkannte man, dass sowohl humorale als auch zelluläre Prozesse zur Immunabwehr beitragen. Die Förderung immunologischer Spitzenforschung war durch den ersten Weltkrieg bereits drastisch eingebrochen und aufgrund der rassistischen und politischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten wurden weiterhin viele der besten Wissenschaftler zur Emigration gezwungen und die infektiologisch-immunologische Forschung verlor in Deutschland gänzlich an Bedeutung. Erst durch staatlich finanzierte Programme, z.B. durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Deutsche Forschungsgemeinschaft oder den Europäischen Forschungsrat, konnten Wissenschaftler, die an weltweit angesehenen Instituten arbeiteten, gegen Ende des 20. Jahrhunderts nach Deutschland zurückkehren und talentierte Jungforscher gefördert werden. Die gegenwärtige immunologische Forschung an der Charité ist im weltweiten Universitätsvergleich herausragend. Sie rangiert unter den Top 40, was sich in der erstklassigen Publikationsrate in hochrangigen Forschungszeitschriften widerspiegelt (s. US News & World Report, 2016). Neuere immunologische Forschungsbereiche, wie die Transplantationsimmunologie oder die Immuntherapie, die mit dem medizinischen Fortschritt Einzug halten, bieten vielen Patienten neue Behandlungsoptionen, die ohne die lange Tradition der immunologischen Forschung gar nicht möglich wären.