
Antisemitismus hat an der Charité keinen Platz
09.11.2023
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In den vergangenen Jahren hat die Charité ihre Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus aufgearbeitet, setzt sich mit dem Gedenk-Projekt REMEMBER damit auseinander und vergegenwärtigt Spuren dieser Vergangenheit.

Die Verfolgungen jüdischer Ärzt:innen begannen unmittelbar mit der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933. National(sozial)istisch orientierte Student:innen machten jüdischen Professoren die Lehrtätigkeit zunehmend unmöglich. Entlassungen wurden nicht selten noch vor dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums im April 1933 ausgesprochen. In den Fakultätsprotokollen finden sich keinerlei Bedenken gegen die rassenpolitischen Maßnahmen der Regierung. Im Gegenteil: Man wollte sich "loyal" verhalten und die Kündigungen "noch am selben Tage zustellen". Die Zusammenarbeit mit "arischen" Ärzt:innen (Vertretung, Überweisungen) wurde jüdischen Mediziner:innen ebenfalls verboten. Nicht hauptamtlich an der Universität tätigen jüdischen Wissenschaftler:innen, z.B. Chefärzten anderer Krankenhäuser, wurde noch im Sommer 1933 die Lehrbefugnis entzogen.
Dies waren aber nur die ersten Schritte der Verfolgung und der Vernichtung beruflicher Existenz. Auch die Ärztlichen Standesvereinigungen reagierten unmittelbar: Sie entfernten "Juden und Marxisten“ aus den Vorständen und Ausschüssen. Die "Tätigkeit von Kassenärzten nicht-arischer Abstammung sowie von Kassenärzten, die sich im kommunistischen Sinne betätigt haben" fand am 22. April 1933 mit dem Entzug der Kassenzulassung ein Ende. So konnten die aus Kliniken und Instituten vertriebenen Ärzt:innen auch in den Praxen nicht mehr ihre Kassenpatient:innen behandeln. Der Entzug der Approbation und damit das Verbot der Berufsausübung folgte 1938.
Späte Emigrationsversuche jüdischer Ärzt:innen schlugen nicht selten fehl: Diejenigen, die Deutschland nicht rechtzeitig verlassen konnten, wurden deportiert, und nicht wenige wurden in den NS-Vernichtungslagern ermordet.
Die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 war vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewalt gegen Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich. Wir erleben heute, genau 85 Jahre später, wieder massive Angriffe auf Mitmenschen jüdischen Glaubens, in Deutschland, auch in Berlin.
An der Charité arbeiten Jüdinnen und Juden in der Krankenversorgung, Forschung oder Lehre und werden zu den Mediziner:innen von morgen ausgebildet. Sie sind ein Teil von uns. Antisemitismus hat an der Charité keinen Platz, wir stehen an der Seite der Kolleg:innen.
Der Vorstand der Charité – Universitätsmedizin Berlin